Praktikumstag bei der Zerbster Tafel

IMG_0608.JPGPolitik nicht vom Schreibtisch oder nach Aktenlage, unter diesem Motto unternehme ich ca. alle halbe Jahre einen Praktikumstag. Nicht dass ich dann alle Details des dortigen Betriebes kenne, aber ich weiß um die wichtigsten Abläufe, kenne viele Sorgen und Nöte und kann mich viel besser in das jeweilige Themenfeld versetzen.

Anfang Februar verbrachte ich so einen Tag bei der Tafel Zerbst. Hier werden an 3 Wochentagen jeweils ca. 30 Menschen mit Lebensmitteln versorgt. Hinzu kommt die spezielle Kindertafel, wo vor Ort für und mit den Kindern gekocht wird.

Was mich besonders beeindruckt, in Zerbst wird es nicht allein bei den Lebensmitteln belassen. Den Familien werden gesunde Lebensmittel nahegebracht und einfache Rezepte zum Selbermachen erklärt. Es gibt Hausaufgabenhilfe und lebenspraktische Anleitung. Aller 2 Jahre gibt es einen Mehrtagesausflug und auch sonst werden kostengünstige Exkursionen unternommen.

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Am Praktikumstag konnte ich natürlich nur die direkt anfallenden Aufgaben wahrnehmen. Die auch hier zu bewältigende Bürokratie und der sinnvolle Aufwand für Förderanträge, Spendenakquise oder Zusammenarbeit mit anderen Tafeln wurden quasi nur nebenbei erwähnt.

Frühmorgens begann der Tag, indem ich mit einem Kollegen, der auf 1-Euro-Basis angestellt ist (alle anderen arbeiten ehrenamtlich!) die Zerbster Supermärkte abfuhr, die regelmäßig Lebensmittelspenden zur Verfügung stellen. Alles wurde genau dokumentiert. Die Waren wurden dann am Sammelpunkt ausgeladen, insbesondere das Obst und Gemüse auf Verzehrbarkeit kontrolliert und dann alles auf Ausgabekisten verteilt. Die Menschen mit Berechtigungsschein, der kontrolliert und abgeheftet wird, holten sich ihre Zuteilung am frühen Nachmittag. Immer wieder wurde am Rande bei einem kleinen Schwätzchen das eine oder andere Problem erörtert oder gar gelöst. Für viele Menschen ist die Tafel die einzige Möglichkeit, an sonst unerschwingliche Südfrüchte oder regelmäßige Vitamine zu kommen. Eine Schande, in einem so reichen Land wie Deutschland.

IMG_0606-1.JPGNachmittags gibt es dann eine warme Mahlzeit für Kinder, immer verbunden mit geistiger Kost, wie Geschichten, Spiele, Hausaufgabenhilfe etc. Es werden große Anstrengungen unternommen die Eltern einzubeziehen, denn nachhaltig kann Hilfe nur wirken, wenn sie die ganze Familie erreicht.

Es ist Ziel grüner Politik das Hartz IV-System zu reformieren, die Bedarfssätze anzuheben, wieder auf Individualförderung umzustellen, Sanktionen abzuschaffen.

Da sich dies aber erst mit anderen politischen Mehrheiten wird durchsetzen lassen, unterstützen wir bis dahin die Tafeln. Konkret mit diesem Praktikumstag und einem Spendenscheck des Aktionsfonds unserer Landtagsfraktion.

 

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