„Dauerkonsum von Schlafpillen wird oft nicht erkannt“

Statements der seniorInnenpolitischen Sprecherin der Landtagsfraktion von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN; Cornelia Lüddemann, im Rahmen der Debatte über den Antrag der bündnisgrünen Fraktion zur Verbesserung der Zusammenarbeit zwischen der Alten- und Suchthilfe:

„Ältere Menschen haben für uns gefühlt kaum eine Nähe zum Sucht- und Drogenthema. Ein Effekt davon ist, dass im seniorenpolitischen Programm sich rein gar nichts findet zu Sucht, Drogen, Alkohol und Abhängigkeit. Aber die Empirie spricht eine andere Sprache: Gemäß einer Studie im Auftrag des Bundesministeriums für Gesundheit schätzen Pflegekräfte, dass derzeit zirka 14 Prozent der Menschen, die von ambulanten Pflegediensten und in stationären Einrichtungen betreut werden, Alkohol- oder Medikamentenprobleme haben.“

„Bereits 2009 förderte das Bundesministerium für Gesundheit das Projekt ,Ältere Drogenabhängige in Deutschland‘ und von 2010 bis 2012 lief ein dreijähriges Modellprojekt zur Sensibilisierung und Qualifizierung von Fachkräften in der Sucht- und Altenhilfe. Bundesweit an acht Standorten – leider nicht in Sachsen-Anhalt.“

„Auf Seiten der Altenhilfe bestehen in der Regel zu wenige Kenntnisse über die verschiedenen Substanzen und über Hilfsmöglichkeiten. Auf der Seite der Suchthilfe werden oftmals unzureichende Kenntnisse über das Alter und spezielle Unterstützungsmöglichkeiten für ältere Menschen sichtbar. Von daher brauchen wir eine strukturierte und verlässliche Zusammenarbeit der Alten- und Suchthilfe – sowohl auf Landesebene wie auch auf kommunaler Ebene.“

„Ängste, Depressionen und Schlafstörungen werden oft dem Alter zugeschrieben. Ein schädlicher Dauerkonsum von Beruhigungs- und Schlafpillen, die schnell süchtig machen und gerade älteren Menschen oftmals über längere Zeiträume verschrieben werden, wird oft nicht rechtzeitig erkannt. Die Betroffenen sind zusätzlich oftmals isoliert und haben Schuld- und Schamgefühle. Dies hindert sie daran, sich Hilfe zu suchen. Eine sensibilisierte und qualifizierte Alten- und Suchthilfe kann dem entgegenwirken.“

„Nach einer Bestandsaufnahme der Fakten soll die Landesregierung ein Fachgespräch organisieren und dabei alle Akteure zusammenführen. Nach dieser Auftaktveranstaltung kann anhand der Daten ein landesweites Netzwerk entstehen, dessen Fäden bei einer ressortübergreifenden Arbeitsgruppe im Ministerium für Arbeit und Soziales zusammenlaufen sollten.“

Video aus dem Plenum:
http://www.landtag.sachsen-anhalt.de/index.php?id=videoservice&agendaitem_id=1643
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Antrag:  BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 05.11.2013 Drucksache 6/2545

 

Weiter Reden aus der 55. Landtagssitzung von Cornelia Lüddemann

 

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Sucht im Alter in den Blick nehmen – Kooperationen zwischen Altenhilfe und Suchthilfe fördern (Drs. 6/2545)

Sucht im Alter wird als Thema vielfach zu wenig wahrgenommen. Zu stark ist die Drogenthematik mit der Jugendzeit verknüpft. Auch Medikamenten- und Alkoholkonsum oder Spielsucht werden für gewöhnlich nicht mit Seniorinnen und Senioren verknüpft. Der Drogenbeauftragte der Bundesregierung stellt dazu fest: „Schädlicher Suchtmittelkonsum und Abhängigkeit im Alter werden bisher zu wenig beachtet und oft nicht erkannt.“ Ein Resultat dessen: das Thema Sucht ist in der Altenhilfe wenig verankert.

Der Landtag wolle beschließen:

1. Der Landtag stellt fest, dass das Thema Sucht im Alter stärker in den Fokus der Politik gestellt werden muss und in diesem Handlungsfeld große Potentiale zur Verbesserung der Lebenssituation von Betroffenen bestehen.

Die Landesregierung wird aufgefordert:

2. eine Bestandsaufnahme zu bestehenden Kooperationen im Bereich Alten- und Suchthilfe anzufertigen;

3. sich ausgehend von dieser Bestandsaufnahme für eine stärkere Kooperation zwischen Altenhilfe und Suchthilfe im Land Sachsen-Anhalt einzusetzen. Dafür ist beginnend ein Fachgespräch mit den relevanten Akteuren im II. Quartal 2014 zu veranstalten;

4. eine entsprechende referatsübergreifende Arbeitsgruppe im Ministerium für Arbeit und Soziales zur Begleitung des Fachgesprächs einzurichten, als zukünftiger Knotenpunkt der Kooperationen und zur federführenden Bündelung der Informationen der verschiedenen Akteure für die Erstellung entsprechender Öffentlichkeitsmaterialien;

5. sich auf Landes- und Bundesebene für eine stärkere Verankerung von suchtbezogenen Inhalten in die Curricula der (Altenhilfe-)Pflegeberufe einzusetzen und

6. im Ausschuss für Arbeit und Soziales sowie im Ausschuss für Bildung und Kultur im Nachgang des Fachgesprächs, spätestens jedoch im III. Quartal 2014, zum Stand der Kooperationen und geplanten Initiativen zu berichten.

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